Die Lithografie ist eine Technik der Druckgrafik, die zur Familie der Flachdruckverfahren gehört. Im Gegensatz zu Tiefdruck- oder Hochdruckverfahren nutzt die Lithografie die natürliche Abstoßung zwischen Öl und Wasser, anstatt eine Oberfläche zu gravieren oder zu ritzen. Der Künstler zeichnet ein Bild mit einem fettigen Medium wie Lithografiekreide oder Tusche direkt auf einen Lithografiestein. Nach einer chemischen Behandlung ziehen die gezeichneten Bereiche die Farbe an, während die unberührten Bereiche sie abweisen, wenn sie mit Wasser befeuchtet werden.
Sobald die Zeichnung auf dem Stein oder der Platte fertig ist, wird die Oberfläche mit einer Lösung aus Gummi arabicum und Salpetersäure behandelt, um das Bild zu fixieren. Anschließend befeuchtet der Künstler die Oberfläche mit Wasser, das nur von den bildfreien Bereichen aufgenommen wird, und rollt ölbasierte Farbe über die Platte. Die fettige Zeichnung nimmt die Farbe auf, während die nassen Bereiche sauber bleiben. Ein Blatt Papier wird daraufgelegt, und die Platte oder der Stein wird durch eine Lithografiepresse geführt, wodurch das Bild auf das Papier übertragen wird.
Die Lithografie wurde Ende des 18. Jahrhunderts von Alois Senefelder erfunden und wurde aufgrund ihrer Fähigkeit, feine Farbnuancen und spontane Markierungen wiederzugeben, schnell zu einem beliebten Medium unter Künstlern. Im 19. Jahrhundert nutzten Künstler wie Honoré Daumier und Henri de Toulouse-Lautrec die Lithografie sowohl für den künstlerischen Ausdruck als auch für die Massenkommunikation, von Kunstdrucken bis hin zu Plakaten. Auch heute noch experimentieren zeitgenössische Künstler mit der Lithografie. Der deutsche Künstler Peter Böhnisch kombiniert traditionelle Steinlithografie mit ausdrucksstarken figurativen Bildern. In ähnlicher Weise nutzt Olaf Hajek die Lithografie, um Themen wie Natur und Mythologie zu erforschen, wobei er sich vielschichtiger Farben und komplexer Details bedient.
Über die traditionelle Steinlithografie hinaus verwenden Künstler heute Aluminiumplatten und fotolithografische Techniken, die digitale Bilder mit handgezeichneten Elementen verbinden. Dies eröffnet neue kreative Möglichkeiten und ermöglicht ein größeres Experimentieren mit Maßstab, Schichtung und Farbmischung. Zeitgenössische Künstler kombinieren die Lithografie mit anderen Druckverfahren oder Mischtechniken, um komplexe visuelle Effekte zu erzielen.
Als Flachdrucktechnik unterscheidet sich die Lithografie von Tiefdruck- oder Hochdrucktechniken. Innerhalb der Tiefdruckfamilie ist die Radierung nach wie vor eine der bekanntesten Techniken. Bei diesem Verfahren wird eine Metallplatte mit Säure graviert, um Rillen zu erzeugen, die die Farbe aufnehmen. Im Gegensatz dazu muss beim Holzschnitt, einer traditionellen Hochdrucktechnik, die Oberfläche eines Holzblocks weggeschnitzt werden, damit die erhabenen Bereiche die Farbe aufnehmen können.
 
           
               
              
